BERLINER MASCHINENBAU-A.G.  VORMALS L. SCHWARTZKOPFF
Steilstrecken-Tenderlokomotiven der Deutschen Reichsbahn
   Zur Verbesserung der Verkehrsverhältnisse wird zur Zeit von der Hauptbahnstrecke Dresden-Bodenbach auf den Kamm des sächsischen Erzgebirges führende Schmalspurstrecke Heidenau - Altenberg, die durch den Ausflugs- und Wintersport-  Stoßverkehr am Wochenende stark belastet ist, in Vollspur umgebaut. Die besonderen Verhältnisse der Strecke mit Steigungen von 1: 30 und Krümmungen von 140 m Halbmesser machten die Durchbildung neuer Lokomotivbauarten notwendig, die in der Lage sind, auf der rd. 42 km langen Bergstrecke Züge aus sechs vierachsigen Wagen von 180 t Gesamtgewicht mit 40 km/h zu befördern 1)*. Gleisbogen von 100 m Hbmr. sollten einwandfrei befahren werden können. 
   Diese außergewöhnlichen Anforderungen bezüglich Leistung und Bogenläufigkeit führten zum Bau von Tenderlokomotiven in der Achsanordnung 1 E 1 mit zwei verschiedenen, von der üblichen Ausführung abweichenden Laufwerksbauarten. Diese beiden Bauarten sind: eine 1 E 1-Heißdampf- Dreizylinder Tenderlokomotive mit Schwartzkopff- Eckardt- Lenkgestellen (Erbauer Berliner Maschinenbau, A.-G., vorm. L. Schwartzkopff), Bild 8, und eine 1 E 1-Heißdampf- Zweizylinder Tenderlokomotive mit Luttermöller- Endkuppelachsen (Erbauer Orenstein & Koppel, Berlin), beide für 70 km/h Höchstgeschwindigkeit. Die Lokomotiven, die als Baureihe 84 bei der Reichsbahn eingegliedert worden sind, stimmen, abgesehen vom Trieb- und Laufwerk, weitgehend miteinander überein und entsprechen in ihren Einzelteilen und in der Sonderausrüstung der bei den Reichsbahn- Einheitslolkomotiven üblichen Ausführung. Die Dampfverteilung erfolgt durch Nicolai- Druckausgleich- Kolbenschieber. 
Zur Gewichtsverminderung wurde weitgehend vom Schweißen Gebrauch gemacht. Kessel und Feuerbüchse bestehen mit Rücksicht auf den Dampfüberdruck von 20 at aus legiertem Stahl hoher  Warmfestigkeit. Außer der Druckluftbremse sind die Lokomotiven noch mit der Riggenbach- Gegendruckbremse ausgerüstet. 
    Neu an Reichsbahn- Lokomotiven ist das Schwartzkopff- Eckardt- Lenkgestell, mit dem die Lokomotive der Berliner Maschinenbau A.-G., an beiden Enden ausgerüstet ist. Die vordere Laufachse, die um 150 mm nach jeder Seite ausschwenken kann, ist mit der zweiten seitlich verschiebbaren Kuppelachse durch eine Deichsel verbunden, die mit seitlichem Spiel im Drehpunkt um einen im Hauptrahmen gelagerten Drehzapfen schwingt und durch Rückstellfedern in der Mittellage gehalten wird. Die zweite Kuppelachse ist mit der ersten, ebenfalls verschiebbaren Kuppelachse durch einen Hebel verbunden, dessen Drehzapfen fest im Rahmen gelagert ist. Das hintere Lenkgestell ist entsprechend ausgeführt. Die geführte Länge der Lokomotive entspricht dem Abstand der beiden Drehzapfen. Die beim Bogenlauf durch das Auslenken der führenden Laufachse auftretenden beiden Federkräfte leiten das Einschwenken der Lokomotive in den Gleisbogen ein. Dabei wird die erste Kuppelachse durch den kleinen Hebel nach innen verschoben. Die in der Mitte liegende, fest im Rahmen gelagerte Treibachse, auf die alle drei Zylinder arbeiten, ist mit Rücksicht auf die Bogenläufigkeit der Lokomotive ohne Spurkranz ausgeführt. Die indizierte Leistung der Lokomotiven beträgt etwa 2000 PS.     M 3273
    Berlin       F. Flemming
1)*  vergl. F.Flemming, Verkehrstechn. Woche Bd. 30 (1936) Nr. 6, S. 61

Bild 8. 1 E 1-Heißdampf-Dreizylinder Tenderlokomotive, Baureihe 84 
der Deutschen Reichsbahn, 
für große Steigungen und kleine Krümmungshalbmesser, ausgerüstet mit 
Schwartzkoppf-Eckardt-Lenkgestellen.   Baujahr 1935.



Bei dieser Seite handelt es sich um eine Repro eines Artikels aus der  Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure
Band 80, Nr. 36 vom  5. September 1936, Seite 1113.
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