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Im Jahre 1852 von dem 1892 dahingeschiedenen Geheimen Kommerzienrat Louis Schwartzkopff unter der Firma
Als dann wenige Jahre später, nämlich 1866, die Firma den schon längere Zeit gehegten Gedanken, auch noch eine Abteilung für den Bau von Lokomotiven einzurichten, zur Verwirklichung brachte, legte sie unweit ihrer in der Chausseestraße No. 23 gelegenen Stammfabrik größere Filialwerkstätten auf dem Grundstücke Scheringstraße 13-28 an und erhob nunmehr den Lokomotivenbau zum Hauptzweige ihrer Fabrikation.
Durch die Schöpfungen dieser neuen Abteilung, welche wesentlich dazu beigetragen hat, den Ruf des deutschen Lokomotivenbaues zu festigen und zu fördern, erhielt der Name der Firma gar bald einen bedeutungsvollen Klang.
Die nunmehr eintretende mächtige Entwicklung des Werkes gab die Veranlassung, daß es am 1. Juli 1870 unter der Firma
Als am Ende der siebziger Jahre der Bedarf an Lokomotiven eine erhebliche
Einschränkung erfuhr, wandte sich die Fabrik auch anderen Spezialitäten
zu.
Der Lokomotivbau blieb dabei aber immer der Hauptzweig der Fabrikation,
der zu Anfang des letzten Jahrzehntes einen solchen Aufschwung nahm, daß
die alten Werkstätten der Stammfabrik den Ansprüchen nicht mehr
genügten. Da eine Vergrößerung derselben wegen des
beengten Raumes nicht angängig war, wurde im Jahre 1899 eine neue
Lokomotivenfabrik in Wildau bei Berlin erbaut.
1908 wurde im Verein mit der rühmlichst bekannten Firma J. A. Maffei in München die
Zurzeit besitzt die Firma folgende Anlagen:
1. das ,,Zentralbureau" in Berlin N. 4, Chausseestrasse No. 23 (s.
Abb. 1).
2: das sogen. ,,Neue Werk" in Berlin N. 4, Scheringstraße
No. 13-28 (s. Abb. 2).
3. das ,,Werk Wildau" in Wildau vor Berlin (s. Abb. 4).
4. den ,,Torpedoschießplatz" am Höruphaff auf der Insel
Alsen (s. Abb. 3).
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Abb. 2 Blick auf das ,,Neue Werk" in Berlin |
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Abb. 3 Blick auf den Torpedoschießplatz am Höruphaff auf der Insel Alsen |
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Das ganze Arbeitsfeld der Firma zerfällt zurzeit in folgende Abteilungen:
a) | die Lokomotivbau-Abteilung (in Wildau) für den Bau von Dampf-Lokomotiven, insbesondere von Heißdampf-Lokomotiven Patent Schmidt, für Haupt- und Nebenbahnen, Anschluß-, Klein- und Straßenbahnen, und zwar jeglicher Größe, Bauart und Spurweiten |
b) | die Abteilung zur Herstellung von kompletten Anlagen für Druckluft-Grubenbahnen, |
c) | die Abteilung zur Herstellung des mechanischen Teils von elektrischen Gruben- und Vollbahn- Lokomotiven (in Wildau), deren elektrischen Teil die uns befreundeten Maffei- Schwartzkopff- Werke G. m. b. H., in Wildau, liefern, |
d) | die Maschinenbau-Abteilung (in Berlin) für den Bau von schnellgehenden Dampfmaschinen, Kolben-Pumpen, auch mit elektrischem Antriebe, sowie von Kompressoren für hohen Druck, |
e) | die Kriegsmaterial-Abteilung (in Berlin) zur Herstellung von Torpedos, insbesondere von Heißluft-Torpedos, Patent Gesztesy, für größte Geschwindigkeiten und Schußweiten von Torpedo- Lanzierrohren, Torpedo-Armierungen, Lade- und Transport-Einrichtungen, von Luftkompressoren und von Seeminen, Patent Lernet usw., |
f) | die Setzmaschinen-Abteilung (in Berlin) > für den Bau der ,,Linotype"- Setzmaschine für Buch- und Zeitungsdruck, |
g) | die Abteilung zur Herstellung von Flaschen- Maschinen nach dem Patente ,,Owens" in Berlin. |
Abb. 4. Das Werk in Wildau |
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Mailand, |
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Brüssel, |
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Buenos-Aires, |
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Die Berliner Maschinenbau- A.-G. vormals L. Schwartzkopff hat seit 1867
für deutsche Bahnen 3527 Lokomotiven geliefert, darunter für
die preußische Staatsbahnverwaltung allein 2769 Stück und zwar
in den Jahren 1888 bis 1905 840 Stück Verbund- und seit 1904 schon
530 Stück Heißdampf-Lokomotiven mit Überhitzern nach der
Bauart von Wilh. Schmidt.
Folgende neueste Heißdampf-Typen sind von ihr nach vorgeschriebenen
Hauptangaben entworfen und zur ersten Ausführung gebracht worden.
Die OEO - Heißdampf - Güterzug - Tenderlokomotive (E.-H. G. T. L., Gattung T 16) Abb. 5, von welcher 1905 2 Probemaschinen mit Rauchkammer- Überhitzer ausgeführt wurden, können trotz ihres langen Radstandes von 5800 mm infolge der Anordnung beweglicher Achsen nach ,,Gölsdorf" kleinste Kurven voll 100 m Halbmesser durchfahren. Sie können bei 15 km/St. Fahrgeschwindigkeit dauernd bis zu 15000 kg Zugkraft ausüben, ohne zu schleudern und sind daher besonders für schweren Verschiebedienst lind für den Betrieb auf Gebirgsbahnen bzw. steilen Rampen geeignet. |
Abb. 5. OEO-Heißdampf-Güterzug-Tenderlokomotive
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Die 2CO - Heißdampf- Personenzug- Lokomotiven (2C- H. P. L., Gattung P 8), Abb. 6, von welchen 1906 die ersten 10 Stück und zwar gleich mit Rauchröhren- Überhitzern zur Ablieferung kamen. Dieselben, von 1750 mm Raddurchmesser, sind für die Beförderung schwerer Personenzüge (bis 470 t) auf Gebirgsstrecken mit bis zu 80 km/St. größter Grundgeschwindigkeit und 100 km/St. größter Fahrgeschwindigkeit bestimmt und haben sich so gut bewährt, daß inzwischen 261 weitere dergl. Lokomotiven von uns beschafft wurden. |
Abb. 6. 2CO-Heißdampf-Personenzug-Lokomotive
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Die 2CO - 4-Zylinder- Zwillings- Heißdampf- Schnellzug- Lokomotiven (2C- H. S. L., Gattung S 10) Abb. 7, von welchen 1910 2 Probemaschinen abgeliefert wurden, von welchen eine 1910 auf der Weltausstellung in Brüssel figurierte. Diese ersten 4-Zylinder- Heißdampf- Lokomotiven der preußischen Staatsbahnen von 1980 mm Raddurchmesser sind für die Beförderung schwerster Schnellzüge über Gebirgsstrecken mit bis 100 km/St. Grundgeschwindigkeit und 120 km/St. größter Fahrgeschwindigkeit bestimmt. |
Abb. 7. 2CO-4-Cyl.-Zwillings-Heißdampf-Schnellzug-Lokomotive
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Außerdem hat die Firma noch seit 1904 111 Stück 1CO - Heißdampf- Personenzug- Lokomotiven (1C- H. P. L., (Gattung P 6) für die preußischen Staatsbahnen geliefert, deren erster Entwurf von einer anderen Firma herrührt.
Die Hauptabmessungen aller dieser Typen sind von dem Königlichen Eisenbahn-Zentralamt bestimmt worden, welches auch auf Grund seiner Erfahrungen und vielfachen Versuche die Einzelheiten der Heißdampf-Lokomotiven in den letzten Jahren derart sorgfältig ausgebildet hat, daß für dieselben zurzeit zweckmäßigste Normal-Bauarten festgelegt sind.
Da letztere den deutschen Lokomotivfabriken ständig bekannt gegeben werden, und Vertreter derselben zu den Probefahrten zugelassen werden, und hierbei auch das Notieren aller Versuchsdaten, das Studieren der Indikatordiagramme, das Auswerten aller Versuchsergebnisse, sowie das freie Ausnutzen derselben, um anderweitig Aufträge zu erhalten, in dankenswerter Weise gestattet ist, so ist es erklärlich, daß auch die Firma hieraus ihren Nutzen gezogen und namentlich durch die Teilnahme an vielen Versuchsfahrten eigene Erfahrungen gesammelt hat, welche sie für ihre sonstigen Lieferungen voll zu verwerten in der Lage ist.
Infolge dieser Umstände ist auch die Berliner Maschinenbau- A.- G. vormals L. Schwartzkopff in der glücklichen Lage, mit großer Sicherheit an den Entwurf und Bau neuer Lokomotiv-Typen heranzutreten und alle verlangten Garantien anstandslos zu erfüllen.
Einige Angaben über den Export von Lokomotiven der Berliner Maschinenbau- A.- G. vormals L. Schwartzkopff.
Der Export von Lokomotiven der Berliner Maschinenbau- A.-G. vormals L. Schwartzkopff beschränkte sich in den Jahren 1869 bis 1897 neben der geringen Lieferung von 28 Lokomotiven für Österreich, Spanien und die Schweiz, lediglich auf Rußland, wohin in diesem Zeitraume nicht weniger als 641 Stück zur Ablieferung kamen. In den Jahren 1897 bis 1902 ruhte er vollkommen.
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Erst von 1902 an, nachdem die neue große Lokomotiv- Fabrik in Wildau erbaut war, wurde allmählich eine sich schnell steigernde eigentliche Welt- Export- Tätigkeit aufgenommen, indem seit 1902 zur Ablieferung kamen: | Wie aus der Zusammenstellung der Photographien von 20
verschiedenen Typen (Abb. 8-27) auf der letzten Seite hervorgeht, sind
in dieser Zeit Lokomotiven jeder Bauart nach Europa, Asien, Afrika
und Süd- Amerika exportiert worden, und zwar ebensowohl schwerste
Schnellzug- und Güterzug- Lokomotiven für 1435 mm und 1676 mm
Spurweite, wie Schmalspur- Lokomotiven (namentlich kurvenbewegliche Lokomotiven
der Bauart Mallet) von 600, 950, 1000 und 1067 mm Spurweite.
Die Firma hat in dieser Zeit eine ganze Reihe von Neukonstruktionen geschaffen, insbesondere von Heißdampf- Lokomotiven, wofür sie durch ihre vielen Lieferungen solcher Maschinen für die preußische Staatsbahnverwaltung und ihre speziellen Erfahrungen auf diesem Gebiete besonders geeignet ist, und wobei sie durch die preußische Staatsbahnverwaltung direkt und indirekt unterstützt worden ist. |
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123
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Italien | ---- | ||
94
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Japan | ||||
57
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Dänemark | ||||
46
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Frankreich | ||||
26
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Finnland | ||||
22
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Britisch Indien | ||||
22
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China | ||||
14
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Tunis | ||||
12
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Argentinien | ||||
10
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Holl. Indien | ||||
5
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Egypten | ||||
3
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Brasilien | ||||
Weiter hat die von der Firma 1906 in Mailand ausgestellte schwere O
E O - Heißdampf- Tender-Lokomotive das Interesse einiger französischen
Bahngesellschaften erregt, welche aber eine Bestellung derartiger Lokomotiven
von einer Vorführung der größten Leistungsfähigkeit
dieser Type im praktischen Betriebe abhängig machten.
Um der deutschen Industrie diesen Auftrag nicht entgehen zu lassen,
genehmigte der Herr Minister der öffentlichen Arbeiten 1907 die Veranstaltung
mehrtägiger Versuchsfahrten mit einer Heißdampf-Tender-Lokomotive
auf steilen Rampen in der Gegend von Erfurt, als deren
Ergebnis sowohl die französische Süd- wie Paris-Orleans-Bahn,
der Firma eine Anzahl schwerer Heißdampf-Tender-Lokomotiven
(Abb. 18) in Auftrag gab.
Als später die vorzüglichen Leistungen der 2CO- Heißdampf- Lokomotiven der preußischen Staatsbahnen bekannt wurden, erhielt die Firma von der französischen Südbahn 1909 auch einen Auftrag auf Lieferung von Lokomotiven dieses Typs (Abb. 17).
Inzwischen lieferte sie auch die ersten Heißdampf- Lokomotiven für die dänischen Staatsbahnen (Abb. 14) und für die Rosario & Puerto- Belgrano- Bahn in Argentinien ab (Abb. 9), sowie für die Japanischen Staatsbahnen.
Neukonstruktionen wurden in den letzten Jahren ferner namentlich für
China geliefert (s. Abb. 19, 20 und 21); weiter auch 1DO-Güterzug-
Lokomotiven amerikanischer Bauart für Brasilien (Abb. 8).
Nach gegebenen Zeichnungen und den verschiedensten technischen Bedingungen
und Maßsystemen kamen ferner zur Ablieferung OC1-Tender- Lokomotiven
für die Bombay- Baroda- Bahn in Englisch- Ostindien (Abb. 22), OC1-Tender-
Lokomotiven für die japanischen Staatsbahnen (Abb. 23), kurvenbewegliche
Lokomotiven der Bauart ,,Mallet" für das Französische Gouvernement
in Tunis (Abb. 25), die Holländischen Staatsbahnen auf Java (Abb.
26) und die Sardinischen Schmalspurbahnen (Abb. 27), sowie endlich schwere
1DO-4-Zylinder- Verbund- Lokomotiven für die Paris- Lyon- Mediterranne-
Bahn (Abb. 16) und weitere mehr (s. Abb. 11, 12, 13, 15 und 24).
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Fig.8. Locomotiva 1Do da Cia de C. de F.Federaes Brazileiras. Rede Sul Mineira |
Fig. 9. Locomotora 2Bo de vapor recalentado del Ferrocarril de Rosario a Puerto-Belgrano |
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Fig. 10 Locomotiva 1Co da diretti a vapore surriscaldato delle Ferrovie Italiane Stato |
Fig. 11. 0C0 Goods Locomotive for the Egyptian State Railways |
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Fig. 12. Locomotiva 1C1 da diretti compound a 4 cilindri, delle Ferrovie Italiane della Stato |
Fig. 13. Iltogslokomotiv "Atlantic" 2B1 til Danske Statsbaner |
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Fig. 14. Godslogs-Lokomotiv 1C0 med Overheder til Danske Statsbaner |
Fig. 15. Godstags Compound Lokomotiv 1C0 for Finska Stalsjärnvägarne |
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Fig. 16. Locomotive Compound 1D0 de la Compagnie des Ch. de fer de Paris a Lyon et a la Mediterranee |
Fig. 17. Locomotive 2C0 a surchauffe de la Compagnie des Chemin de fer du Mid |
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Fig. 18. Locomotive-tender 0E0 a surchauffe de la Compagnie des Chemin de fer de Paris a Orleans |
Fig. 19. 1C0 Goods Locomotive for the Tientsin Pukow Railway (China) |
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Fig. 20. 2C0 Goods Locomotive for the Shantung Railway (China) |
Fig. 21. 2B0 Passenger Locomotive for the Chekiang Railway (China) |
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Fig. 22. 0C1 Passenger Locomotive for the Bombay-Baroda Railway |
Fig. 23. 0C1 Tank Locomotive for the Imperial Japanese Gouvernment Railways |
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Fig. 24. Locomotiva-Tender 0D0 delle Ferrovie Italiane dello Stalo (Sicilia) |
Fig. 25. Locomotive-Tender, systeme Mallet, du Gouvernement Tunesien |
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Fig. 26. Tenderlocomotief systeem Mallet van de Staatsspoorwegen op Java |
Fig. 27. Locomotiva Mallet della Strade Ferrate Secondarie della Sardeana |
Quelle: Das deutsche Eisenbahnwesen
der Gegenwart - Band 2 - Verlag
von Reimar Hobbing in Berlin 1911 -
Seite 138 - 143
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