Es lag von jeher für jeden Konstrukteur auf allen Gebieten der Technik das Bedürfnis vor, ein Isoliermittel zur Beseitigung von schädlichen Erschütterungen und Stößen, zur Vermeidung störender Geräusche zu besitzen. Nach langjährigen, mühevollen Versuchen ist es uns endlich gelungen, ein derartiges Material zu fabrizieren, welches unter dem gesetzlich geschützten Namen
Eisenfilz (Imprägnierter Unterlagsfilz)
von uns in den Handel gebracht wird. Seit ca. 20 Jahren liefern wir
diese Eisenfilzplatten an die Königl. Preuß. Eisenbahn sowie
an viele andere Bahnverwaltungen zur Verwendung im Eisenbahnoberbaa, wo
sie folgenden Zwecken dienen:
l. Um Weichen und Gleiskreuzungen eine elastische Unterlage zu geben,
damit die schädliche Wirkung, welche der harte Schlag beim Passieren
der Weichen auf die Herzstücke, Zungendrehstühle und das rollende
Material ausübt,gemildert und das störende Geräusch nach
Möglichkeit gedämpft wird.
2. Um das Schwellenmaterial an den Auflageflächen der Eisenteile
gegen vorzeitige Abnutzung, herbeigeführt durch das Einpressen und
Scheuern der eisernen Unterlagsplatten, zu schützen.
3. Um die Eisenkonstruktionen bezw. das Mauerwerk der Brücken,
Überführungen und eiserne Überbauten vor der schädlichen
Einwirkung von Erschütterungen, hervorgerufen durch den harten Schlag
an den Schienenstößen, zu bewahren.
Durch den Einbau unsrer "Eisenfilzplatten" zwischen den eisernen Unterlagsplatten
und Querschwellen einerseits sowie diesen und den Längsträgern
bei eisernen Brücken anderseits wird dem gesamten Oberbau eine elastische,
ausgleichende Lagerung gegeben, welche den Schlag am Schienenstoß
und infolgedessen auch das Erschüttern der Brückenkonstruktion
mildert.
Dadurch wird dem Lockern der Nieten, dem Springen des Mauerwerks etc.
vorgebeugt und an
Unterhaltungsarbeiten erheblich gespart. Ferner wird durch Verwendung
unsrer Eisenfilzplatten auch das beim Befahren von Brücken entstehende
Geräusch nachweislich erheblich gedämpft.
4. Um bei Drehscheiben, Schiebebühnen, Lokomotivschuppen, Lösch-
und Putzgruben das belastete Mauerwerk an den Auflageflächen der eisernen
Unterlagsplatten gegen die scheuernde und den harten Stoß übertragende
Wirkung derselben zu schützen.
Zur Feststellung der sich bei Verwendung unsres Eisenfilzes
ergebenden Vorteile und Ersparnisse sowie der Lebensdauer desselben erhielten
wir auf Umfrage folgende Antworten:
1. Die Filzplatten haben sich gut bewährt. Nach einer durchschnittlichen
Liegezeit von 4-7 Jahren unter stark und schnell befahrenen Weichen zeigten
die Platten nur geringe Abnutzung und kaum bemerkbare Eindrücke.
2. Die mit Filzplatten versehenen Schwellen sind noch sehr gut erhalten;
das Einfressen der eisernen Unterlagsplatten erscheint ausgeschlossen,
wogegen die Schwellen ohne Filzplatten durch die eisernen Unterlagsplatten
stark abgenutzt sind. Es ist zweifellos, daß durch die Filzplatten
nicht nur der Oberbau geschont, sondern auch an Unterhaltungsarbeiten gespart
wird. Ferner wurde beobachtet, daß das rasselnde Geräusch beim
Durchfahren der isolierten Weichen erheblich gemindert wurde.
3. Durch die gleichzeitige Schonung des Oberbaus und des Schwellenmaterials
ist die durchschnittlich längere Betriebsfähigkeit der mit Eisenfilzplatten
isolierten Weiche mit 5-6 Jahren nicht zu hoch bemessen.
Der beste Beweis für die Brauchbarkeit und Haltbarkeit unsrer
Eisenfilzplatten beim Eisenbahnoberbau ist die allgemeine Einführung
derselben bei fast allen Eisenbahndirektionen bezw. Betriebsämtern
und die fortlaufenden Nachbestellungen derselben.
Quelle: Das deutsche Eisenbahnwesen
der Gegenwart - Band 2 - Verlag
von Reimar Hobbing in Berlin 1911 -
Seite 637
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