Das deutsche Eisenbahnwesen der Gegenwart

Filzfabrik Adlershof, Actiengesellschaft, Adlershof bei Berlin.
Verwendung von Filz im Eisenbahnoberbau.

Es lag von jeher für jeden Konstrukteur auf allen Gebieten der Technik das Bedürfnis vor, ein Isoliermittel zur Beseitigung von schädlichen Erschütterungen und Stößen, zur Vermeidung störender Geräusche zu besitzen. Nach langjährigen, mühevollen Versuchen ist es uns endlich gelungen, ein derartiges Material zu fabrizieren, welches unter dem gesetzlich geschützten Namen

Eisenfilz (Imprägnierter Unterlagsfilz)

von uns in den Handel gebracht wird. Seit ca. 20 Jahren liefern wir diese Eisenfilzplatten an die Königl. Preuß. Eisenbahn sowie an viele andere Bahnverwaltungen zur Verwendung im Eisenbahnoberbaa, wo sie folgenden Zwecken dienen: 
l. Um Weichen und Gleiskreuzungen eine elastische Unterlage zu geben, damit die schädliche Wirkung, welche der harte Schlag beim Passieren der Weichen auf die Herzstücke, Zungendrehstühle und das rollende Material ausübt,gemildert und das störende Geräusch nach Möglichkeit gedämpft wird.
2. Um das Schwellenmaterial an den Auflageflächen der Eisenteile gegen vorzeitige Abnutzung, herbeigeführt durch das Einpressen und Scheuern der eisernen Unterlagsplatten, zu schützen.
3. Um die Eisenkonstruktionen bezw. das Mauerwerk der Brücken, Überführungen und eiserne Überbauten vor der schädlichen Einwirkung von Erschütterungen, hervorgerufen durch den harten Schlag an den Schienenstößen, zu bewahren.
Durch den Einbau unsrer "Eisenfilzplatten" zwischen den eisernen Unterlagsplatten und Querschwellen einerseits sowie diesen und den Längsträgern bei eisernen Brücken anderseits wird dem gesamten Oberbau eine elastische, ausgleichende Lagerung gegeben, welche den Schlag am Schienenstoß und infolgedessen auch das Erschüttern der Brückenkonstruktion mildert.
Dadurch wird dem Lockern der Nieten, dem Springen des Mauerwerks etc. vorgebeugt und an
Unterhaltungsarbeiten erheblich gespart. Ferner wird durch Verwendung unsrer Eisenfilzplatten auch das beim Befahren von Brücken entstehende Geräusch nachweislich erheblich gedämpft.
4. Um bei Drehscheiben, Schiebebühnen, Lokomotivschuppen, Lösch- und Putzgruben das belastete Mauerwerk an den Auflageflächen der eisernen Unterlagsplatten gegen die scheuernde und den harten Stoß übertragende Wirkung derselben zu schützen.

   Zur Feststellung der sich bei Verwendung unsres Eisenfilzes ergebenden Vorteile und Ersparnisse sowie der Lebensdauer desselben erhielten wir auf Umfrage folgende Antworten:
1. Die Filzplatten haben sich gut bewährt. Nach einer durchschnittlichen Liegezeit von 4-7 Jahren unter stark und schnell befahrenen Weichen zeigten die Platten nur geringe Abnutzung und kaum bemerkbare Eindrücke.
2. Die mit Filzplatten versehenen Schwellen sind noch sehr gut erhalten; das Einfressen der eisernen Unterlagsplatten erscheint ausgeschlossen, wogegen die Schwellen ohne Filzplatten durch die eisernen Unterlagsplatten stark abgenutzt sind. Es ist zweifellos, daß durch die Filzplatten nicht nur der Oberbau geschont, sondern auch an Unterhaltungsarbeiten gespart wird. Ferner wurde beobachtet, daß das rasselnde Geräusch beim Durchfahren der isolierten Weichen erheblich gemindert wurde.
3. Durch die gleichzeitige Schonung des Oberbaus und des Schwellenmaterials ist die durchschnittlich längere Betriebsfähigkeit der mit Eisenfilzplatten isolierten Weiche mit 5-6 Jahren nicht zu hoch bemessen.
Der beste Beweis für die Brauchbarkeit und Haltbarkeit unsrer Eisenfilzplatten beim Eisenbahnoberbau ist die allgemeine Einführung derselben bei fast allen Eisenbahndirektionen bezw. Betriebsämtern und die fortlaufenden Nachbestellungen derselben.
 

Quelle: Das deutsche Eisenbahnwesen der Gegenwart - Band 2   -  Verlag von Reimar Hobbing in Berlin 1911 -  Seite  637


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