BERLIN-GÖRLITZER EISENBAHN


 
  Wildau 
 Vorort-Srecke
Berlin-Königs Wusterhausen

Westliche Ansicht des neuen Empfangsgebäudes
Der kriegsmäßige 4-gleisiger Ausbau 
der Strecke Schöneweide - Königs Wusterhausen
1944/45


Die Grundrisse des neuen Empfangsgebäudes (Erd-/Kellergeschoß)

  Bauliche Anlagen
Empfangsgebäude (Erdgeschoß)





 
Sanitärraum unter der Fußgängerbrücke,
Raum für Bahnhofsvorstand
3 Fahrkartenschalter
Gepäckraum
Im Zugang zum Bahnsteig befinden sich Sperren jeweils 
an der Wand und in der Mitte ("Wanne"). 
 
Kellergeschoß

Kellerraum als Schutzraum ausgelegt, mit einem 
Aufentshaltraum für 4 Personen mit davorliegender Schleuse. 
Zusätzlich Abstellraum und ein Lagerraum für Kohlen. 
 
Bahnsteigzugang

Zugang zum Emfangsgebäude und zum Bahnsteig über 
eine Fußgängerbrücke von Osten aus. 
Verlängerter Fußgängertunnel weiter nutzbar als 
Unterführung bei geschlossener Schranke!
 
 Gleisplan
 
Im Zuge des in den letzten Kriegstagen mit Anstrengung vorangetriebenen "kriegsmäßigen 4-gleisigen Ausbau der Strecke Schöneweide - Königs Wusterhausen" wurde in Wildau auf Grund der sehr beengten räumlichen Verhältnisse eine Verschiebung der bestehenden Gleise um ca. 6 m nach Osten erforderlich.  Man wollte offensichtlich nicht in Richtung der BMAG erweitern, um die bestehenden Werksgleisanlagen und damit die kriegswichtige Produktion zu beeinträchtigen. Also mußte der bis dahin an der Bahntrasse entlangführende Weg geopfert werden. Außerdem bedeutete dies die koplette Verlegung und damit den Abriß des alten Bahnhofes. Der neue Bahnhof sollte südlich des Werkszuganges entstehen.
Der Ausbau der Strecke mußte während des vollen Betriebes erfolgen, so daß die gesamte Bauausführung in 3 Bauzustände gegliedert wurde:
 
Bauzustand 1: 
I
Bau der Stichkanalbrücken, Stellwerk Wi, Zugang Zeuthen, prov. Verbreiterung des Bahnsteiges, Bau des Vorortgleises Kw-Ga und Bahnsteigkante  2. (neu)
II
Anschwenken des Vorortgleises, Abbau Vorortgleis Kw-Ga (alt) und Abdeckung des Bahnsteiges mit Bohlen.
Bauzustand 2:
III
Bau des neuen Bahnsteiges, Fahrkartenausgabe und Zugang
IV
Bau des Gleises Zeuthen-Wildau (für Zustellung nach AEG- und Schwartzkopffanschluß), Verschwenkung Vorortgleis Kw-Ga über neue Brücke
  rot:   Neubau Bauzustand 1, blau: Neubau u. gelb: Abbau   Bauzustand 2


Bauzustand 3: 
I
prov. Bahnsteigverbreiterung, Bau Gleis nach Kw am Bahnsteig, Verschiebung der Stichkanalbrücke um 70 cm (für Vt Gleis nach Kw)
II
Inbetriebnahme Bahnsteig Wildau (neu), Inbetriebnahme Stellwerk Wi
III
Abbruch Bahnsteig und Fk Wildau
IV
Bau Vt-Gleis nach Kw
V
Anschwenken Vt-Gleis nach Kw und Beseitigung der prov. Bohlenabdeckung
VI
Abbau Vt-Gleis nach Kw (alt), Verschiebung der Stichkanalbrücke um 70 cm (für F Gleis von Kw)
VII
Bau der Ferngleise bis km 26,0
rot:   Neubau,  gelb: Abbau



Aus der Reihenfolge der auszuführenden Arbeiten wird eindeutig auch der Stellenwert der neuen Verbindung zu den Rüstungsproduktionen der BMAG und der AEG ersichtlich, deren Transporte dann über die Gütergleise des Bahnhofes Zeuthen erfolgen sollten.
Die Arbeiten begannen im Sommer 44 und erreichten Anfang November mit ca. 2000 beteiligten Arbeitskräften unterschiedlichster Art und Herkunft (Fremd- u. Zwangsarbeiter, Kriegsgefangene), die vorwiegend in den Reichsbahnlagern Grünau und Königs Wusterhausen untergebracht waren, ihren Höhepunkt. Gearbeitet wurde entlang der gesamten Strecke. Aufgrund der Kriegslage kam es jedoch mehr und mehr zu Verzögerungen bei der Baustoffbelieferung, so daß zwar auf den freien Streckenabschnitten bereits Gleise verlegt werden konnten, jedoch die erforderliche Anbindung z.B. an den Bahnhof Zeuthen nicht erfolgen konnte, da die Fertigstellung des Fußgängersteges in Zeuthen ebenfalls verzögert wurde. Die in Wildau begonnenen Arbeiten sind in der folgenden Tabelle aufgeführt. Dabei handelt es sich um eine Statistik, die von der für die Bauausführung zuständigen Reichsbahnbau Direktion Grünau wöchentlich erstellt wurde. Allerdings brechen diese kurzen Aufzeichnungen bereits nach 3 Wochen wieder ab, so daß man vermuten muß, daß ab Weihnachten 1944 ein Zustand eingetreten war, der eine kontinuierliche Arbeit unmöglich werden ließ und bei dem auch die normalen Dienstwege innerhalb der Reichsbahn nicht mehr eingehalten werden konnten.

Zusammenstellung des Baufortschrittes im Bereich des Bahnhofes Wildau aus " Bauzustandsberichten  für den Bau zweier Gleise auf der Strecke Schöneweide - Königs Wusterhausen", die im Dezember von der RBauD Berlin (55 T 420) erstellt wurden:
 
Art der Leistung
Fertigstellungsgrad
b) Strecke Grünau - KW 09.12. 16.12. 23.12.
 . . .      
III. Ingenieurbauten      
 1. Brückenbauten  - Stichkanal 25% 30% 35%
 3. Fußgängerstege - Bf Wildau 10% 10% 85%
 4. Personentunnel - Bf Wildau 80% 82% 82%
VI. Hochbauten      
 1. Stellwerke     - Wi (Neubau) 70% 80% 85%
 4. Dienstgebäude  - Bf Wildau 5% 7% 10%
       
VII. Bahnhöfe     b) Bf Wildau
      Verlegung des Bahnsteigs
5% 7% 10%


(Vermerke jeglicher Art sind nach diesem Datum im bisher durchgesehenen Aktenbestand der RB kaum noch zu finden. Selbst über die Aussagekraft der Vermerke und Berichte zu dieser Zeit könnte im einzelnen diskutiert werden. Alles weitere beruht auf Vermutungen bzw. auf Augenzeugenberichten!)

Von Augenzeugen wissen wir:
1. mindestens ein Gleis hat bereits zwischen Zeuthen und Wildau gelegen,
2. in Höhe des km 23,7 befand sich der Rohbau einer Blockstelle,
3. der alte Tunneleingang an der Bahnhofstraße wurde abgerissen und der Fußgängertunnel verlängert, aber nicht mehr abgedeckt,
4. der an den Gleisen entlagführende Weg wurde beseitigt,
5. das Bahnsteigdach wurde abgerissen und die Verbreiterung des Bahnsteiges hergestellt, eine Abdeckung mit Bohlen soll erfolgt sein,
6. die Verlegung des Gleises in Richtung Osten soll allerdings nicht erfolgt sein ?
7. der Stellwerksneubau Wi kam ebenfalls nur bis zum Rohbaustadium,
8. über die Stichkanalbrücken ist bisher nichts bekannt.

   
Bild 596x190, ca. 20KB
Lageskizze für das Stellwerk Wi  (15.08.1944)
In Höhe des Einganges zum Schwartzkopff-Werk an der Bahnhofstraße sollte das Stellwerk Wi neu errichtet werden, kam jedoch nicht über das Rohbaustadium hinaus. Nach dem Krieg wurde es wieder abgetragen. Die Werksanlagen der BMAG wurden zum großen Teil demontiert und Teile der Gebäude abgerissen. In den ersten Jahren nach dem Krieg war man sich scheinbar über die Zukunft des Werkes im Unklaren. Im Zuge des Aufbaues des Schwermaschinenbaus an diesem Standort und der Inbetriebnahme der S-Bahn wurde der Gleisanschluß des ehem. Schwartzkopff-Werkes an den Bahnübergang Freiheitstraße verlegt und dort ein Stellwerk errichtet, welches außerdem den neu angelegten Ortsgüterbahnhof mit bediente. 

Vorder- und Seitenansichten des neuen Stellwerkes Wi
Etwa in der Art der nebenstehenden Abbildung des geplanten Stellwerkes Wi waren auch die für den viergleisigen Ausbau vorgesehenen Blockstellen ausgeführt. Obwohl in den Akten nicht aufgeführt, soll am Büg. Dreyerallee, am Bf. Zeuthen und in Höhe Büg. _____ ein Rohbau gestanden haben. 
In der bereits oben erwähnten Statistik ist von zwei Blockstellen (Dreyerallee und Miersdorf) als separate Hochbauten die Rede. Die Bk Dreyerallee ist eindeutig nach Eichwalde zuzuordnen und stand westlich ca. 100m neben dem Büg im Grünauer Forst. Die Bk Miersdorf  könnte hingegen mit der Bk Wildau, die ebenfalls existierte (siehe oben angeführte Bauzustandspläne), identisch sein, da in diesem Bereich die Ortsgrenzen Miersdorf und Wildau verlaufen! (der Rohbau stand westlich der Bahnlinie, in den Bauzustandsplänen ist die Bk Wi östlich der Gleise eingezeichnet). Bliebe zu klären, was es mit dem Rohbau am Bf. Zeuthen auf sich hat, dessen Vorhandensein von mehreren Augenzeugen bestätigt wurde! Nimmt man an, dieser Rohbau solte die Bk Miersdorf werden (sie stand ebenfalls westlich der Bahnlinie, auf der "Miersdorfer Seite" von Zeuthen), dann wären jeweils nach ca. 2300 m Blockstellen an der Strecke entstanden, wenn das neue Stellwerk Wi ebenfalls als Bk gearbeitet hätte! Bliebe zu klären, warum von den errichteten Bk-Hochbauten nur zwei in den Unterlagen erwähnt werden!
 

An der Seite wird noch gearbeitet !


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